In der Goldstadt Pforzheim bestens positioniert: Die Mitgliederversammlungen von GKFP e.V. und EPPA Deutschland e.V.



Am 16. Mai fanden in Pforzheim die Mitgliederversammlungen der Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme e.V. (GKFP) und von EPPA Deutschland e.V statt. Raum zum Netzwerken, Austauschen und Diskutieren bot der öffentliche Teil des Veranstaltungstages, in dem hochkarätige Referentinnen und Referenten Beiträge zu zirkulärem Wirtschaften und Denkmalschutz einbrachten.

Der Tag begann mit der internen Mitgliederversammlung von EPPA Deutschland e.V., welche durch Gerald Feigenbutz (Interimsgeschäftsführer) und Patrick Seitz (Vorstand), eröffnet wurde. Der Fokus von EPPA Deutschland liegt, ebenso wie bei EPPA Brüssel, auf der Öffentlichkeitsarbeit und der politischen- Arbeit. Die Wahrnehmung von EPPA Deutschland in der Bundespolitik soll gestärkt werden. Speziell in diesem Punkt müssen auch die Unternehmen im Schulterschluss ihre Kompetenzen intensiver einbringen, so Götz Schmiedeknecht, ab Juni Präsident von EPPA ivzw. Zu guter Letzt fielen Abschiedsworte von Gerald Feigenbutz, der sich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bedankte und unter langanhaltendem Applaus verabschiedet wurde.

Den Auftakt des öffentlichen Teils bildete der Vortrag „Recurring Elements of Modern Facades. Foundations for the Conservation of High-Tech Modernism", welcher durch die Doktoranden der TU München Mareike Stöber und Rouven Grom, in Vertretung von Prof. Dr. Putz, übernommen wurde.
Ziel der gleichnamigen aus EU-Mitteln geförderten Projektstudie ist der Aufbau eines Archives zu Ausführungsvarianten von Fenster- und Fassadenelementen aus den 1960er bis 1990er Jahren. Dazu wurden Beispiele für Fassadensanierungen gezeigt, wie das Commerzbank Hochhaus in Düsseldorf oder das Dorlandhaus in Berlin, bei denen Bauteile nach entsprechender Aufbereitung wiederverwendet wurden. Teil-Ziel des Projektes ist es, eine Datenbank zur Herstellererkennung und somit zur Produktidentifikation von Fenstern aus Kunststoff, Stahl und Aluminium aufzubauen. Die Gütegemeinschaft und die darin organisierten Systemgeber werden das Projekt unterstützen, indem Informationen zur (historischen) Profilkennzeichnung gesammelt und an die TU München weitergereicht werden.

Den zweiten Vortrag „Zirkuläre Bauwirtschaft – Stand und Perspektiven für die Gebäudehülle“ hielt Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme von der Hochschule Münster. Dabei gab sie Einblicke in die zirkuläre Wertschöpfung („loop“) von Bauelementen, wie beispielsweise Fenster. Den regulatorischen Rahmen, in dem das Projekt stattfindet, bilden die Lebenszyklusbetrachtung und das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Das Projekt betrachtet Stoffmengen aus ausgebauten Fenstern, die wiederverwendbar sind. Etablierte Systeme, die sich bereits für die Verwertungssituation einsetzen, stellen Rewindo für Kunststofffenster und A-U-F für Aluminiumfenster dar.       
Frau Prof. Flamme bekräftigte aus ihrer Erfahrung, dass sich die Bauwirtschaft der Herausforderung der Wiederverwertung erfolgreich annimmt. Dabei ist zu betonen, dass es bei der zirkulären Wertschöpfung nicht um die Erfüllung von Quoten gehen darf, sondern um den Aufbau eines vernünftigen EPR Systems (extended producer responsibility / erweiterte Herstellerverantwortung), welches ein sinnvolles und realisierbares System mit Mehrwert darstellt.

Zum Schluss präsentierte Gerald Feigenbutz kurz den digitalen Produktpass (DPP), welcher zukünftig – bezogen auf unseren Industriesektor – die Leistungserklärung im Rahmen der CE Kennzeichnung ablösen soll. Die Idee dahinter ist, Produkteigenschaften (z.B. über einen QR Code auf Produkten) auszulesen. Es ist vorgesehen, den DPP über noch zu erstellende Normen und Vorschriften zu regulieren. Damit wird es künftig die Forderung an Unternehmen geben, Fenster entsprechend zu kennzeichnen sowie verlässliche und verifizierte Daten zu hinterlegen. Der aktuelle Zeitplan der Systementwicklung sieht vor, dass die Regelwerke 2024 fertig gestellt werden. Unternehmen werden 2025 beteiligt und das in Krafttreten ist für 2027 vorgesehen.

Zu Beginn der Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Kunststoff-Fensterprofilsysteme e.V. stellte der Vorstand Dr. Michael Stöger den seit 1. Februar 2024 im Amt befindlichen Geschäftsführer Dirk R. Schmidt vor. Und auch weitere personelle Veränderungen stehen an. Bereits jetzt kündigten die beiden seit 2013 aktiven Vorstandsmitglieder Dr. Stöger und Dr. Szerman ihr Ausscheiden für 2025 an. Diese Mitteilung wurde seitens Herrn Dr. Stöger mit dem Wunsch verbunden, mit den Gremienwahlen der nächstjährigen Mitgliederversammlung eine deutliche Verjüngung in Vorstand und Güteausschuss zu bringen.

Die technischen Referenten der GKFP Ulrike Quiehl und Bernhard Elias gewährten, im Ergänzung zum schriftlich vorliegenden Jahresbericht, Einblicke in ausgewählte Arbeitskreise und Themengebiete. „Normung ist unglaublich spannend.“ Mit dieser Eröffnung startete Frau Quiehl ihren Überblick zur Arbeit von CEN und DIN, die aktuell stark durch den Arbeitsauftrag der Europäischen Kommission zu Kunststoffrecycling geprägt wird. Weiterhin wurden Arbeitsstand bzw. Ergebnisse der Projekte „Stammdaten“ und „Brand- & Rauchverhalten“ vorgetragen.

Die Erkenntnisse zur „Reinigung von weißen Profilen“ werden sich in einem Leitfaden zur Reinigung widerspiegeln, welcher in Zusammenarbeit mit der Gütegemeinschaft Reinigung von Metallfassaden (GRM) erstellt wird. Den sogenannten „wulstlosen“ Schweißverfahren wird sich – nach vorliegenden Untersuchungsberichten von SKZ und ift Rosenheim – ein eigener Arbeitskreis widmen. Die Werte von Eckfestigkeiten sind eines der Kriterien zur Erstellung von Flügelgrößendiagrammen und dieser Zusammenhang wird unter Berücksichtigung der nun vorliegenden Festigkeiten „wulstloser“ Schweißverfahren sowie diverser Abminderungsfaktoren zu verifizieren sein. Ein Überblick zur Statistik der Profilüberwachung, welche die gute Qualität der Profilextrusionen bestätigt, rundete den Bericht von Bernhard Elias ab.

Der Verband möchte weiterhin die Digitalisierung intern und extern ausbauen, letzteres besonders durch das Bespielen der Social Media Kanäle. Adaja Steinke präsentierte hierzu live die jüngst angelegten Profile auf Instagram und Facebook. Darüber soll auch die Reichweite für die Informationsreihe „TechnologieForumZukunft“ erhöht werden.

„Die GKFP setzt darauf, durch Neutralität und Fakten ihre Kompetenz kontinuierlich zu stärken.“ Mit dieser Vision leitete Dirk Schmidt auf die strategische Ausrichtung und daraus resultierende Aufgaben über. Die Mitgliederversammlung bestätigte im Folgenden mehrheitlich drei Schwerpunkte: Die Ausrichtung der RAL-GZ 716 auf Nachhaltigkeitskriterien, die Stärkung der Kompetenz für das Kunststofffenster sowie den Ausbau der Expertise für zirkuläre Prozesse und Umweltproduktdeklarationen.
 

Die nächste Mitgliederversammlung beider Verbände findet voraussichtlich im Mai 2025 statt.

 

 

 

Die versammelten Anwesenden bei den Mitgliederversammlungen von GKFP e.V. und EPPA Deutschland e.V. in Pforzheim © GKFP e.V./Sarah Heuser

Die versammelten Anwesenden bei den Mitgliederversammlungen von GKFP e.V. und EPPA Deutschland e.V. in Pforzheim © GKFP e.V./Sarah Heuser

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